Merz ist bereits gescheitert

Natürlich war es feige von den zahlreichen Abweichlern aus den eigenen Reihen, erst heute in geheimer Wahl ihre Überzeugung in die Tat umzusetzen, dass Merz als Kanzler nicht geeignet ist. Aber das Wahldebakel war vorhersehbar und keine Überraschung (wie es auch jetzt noch viele Politologen und Mediensprecher behaupten), siehe meine Artikel
https://www.kuster.info/cdu-mit-merz-am-abgrund/
https://www.kuster.info/schwacher-cdu-kandidat-gewinnt/

Zu viele politische Feinde hat Merz sich bei den SPD-Abgeordneten geschaffen mit seinem katastrophalen Umgang mit der rechtsextremistischen AfD, mit seiner Taktik der gezielten Zerstörung der Ampelkoalition durch falsche Anschuldigungen und leere Versprechungen (in Sachen Finanz- und Zuwanderungspolitik) und durch seine vor einigen Monaten böswillig inszenierte Verweigerung einer Kooperation mit der Ampelregierung in wichtigen politischen Fragen – und alles nur um Kanzler zu werden, koste es was es wolle. Und er hat sich Feinde in seiner eigenen Partei geschaffen, weil nicht erfüllbare Versprechungen nun auch nicht erfüllt werden können und Merz stattdessen nun die größte Neuverschuldung unseres Landes, die er nur wenige Wochen vor dem Beschluss komplett ablehnte, zu verantworten hat – ob in der Sache gerechtfertigt oder nicht.

Dass es im 2. Wahlgang geklappt hat, tut hierbei nichts mehr zur Sache – zumal es nicht unwahrscheinlich ist, dass insbesondere ein Teil der Grünen-Fraktion Merz aus der Überzeugung staatspolitischer Verantwortung heraus heimlich mitgewählt haben, um einen parlamentarischen Super-GAU zur Schadenfreude der AfD zu verhindern.

Nein, Merz kann kein Kanzler. Ein Kanzler muss bei wichtigen Entscheidungen ohne Fehlversuche und Fraktionsdruck alle hinter sich vereinigen können, muss nachhaltige Strategien entwickeln können, zukunftsgerichtet sein, motivieren können, Diplomatie beherrschen, rhetorisch begabt sein. Alles unverzichtbare Eigenschaften, die Merz erwiesenermaßen nicht aufweisen kann.

Darum ist und bleibt Merz als ohnehin schwacher Kanzler nun noch mehr geschwächt eine Gefahr für unsere Demokratie, weil ein nun nahezu unvermeidliches frühes Scheitern von Schwarz-Rot als politische Mitte durch eine für das Kanzleramt ungeeignete Person das weitere Erstarken der extremistischen Ränder bedeuten wird. Merz hätte nach dem Wahldebakel zum Wohle seines Landes seinen Hut nehmen müssen, um den Weg für eine stabile schwarz-rote Regierung mit einem geeigneten Kanzler freizugeben – aber wie gesagt: Merz will Kanzler sein, koste es, was es wolle.